Bildung_Kinder am Laptop
Der Leipziger Arbeiterbildungsverein trat 1871 mit folgendem Aufruf an die Öffentlichkeit:
„Der unterzeichnete Verein erlaubt sich hierdurch die Arbeiter Leipzigs aufzufordern, demselben recht zahlreich beizutreten. Es ist den Mitgliedern Gelegenheit geboten, sich in der deutschen Sprache und Stilistik sowie im Rechnen und Schreiben fortzubilden; außerdem wird Unterricht erteilt in der englischen Sprache, Stenografie, gewerblichen Buchführung, Gesang, Turnen und Zeichnen.
Wissenschaftliche Vorträge finden wöchentlich zweimal statt. Die circa 1800 Bände zählende Bibliothek, sowie die im Lesezimmer ausliegenden 30 Zeitungen und Zeitschriften stehen den Mitgliedern zur Verfügung.
Die Aufnahme findet jeden Abend von 8 Uhr an im
Vereinslokal Ritterstraße 43 II. Etage, statt.
Monatlicher Beitrag 5 Rgr. Einschreibegebühr wird nicht erhoben.
Der Arbeiterbildungsverein“
Auch in Stuttgart regte sich ein Arbeiterbildungsverein, der noch heute besteht und der sich in seinen Bildungsvorstellungen nicht wesentlich vom Leipziger Bruderverein unterschieden hat.
Mit dem Programm und diesem Angebot waren die Arbeiterbildungsvereine Vorläufer der Volkshochschulen. Aufgrund der äußeren Lebensbedingungen der Arbeiterfamilien mit verbreiteter Kinderarbeit, überlangem Arbeitstag, die schon den Zugang zu staatlicher schulischer Bildung allzu schwer machten, waren sie oftmals das Tor zur Teilhabe an politischen Diskussionen und an der Vermittlung von Zusammenhängen. Im ABV konnte man Dinge zur Sprache zu bringen, indem man Sprache lernte.
Das heutige Angebot parteinaher Stiftungen umfasst im Sinne der Zeit und des fortentwickelten Bildungsbegriffs ein größeres, reicheres und ausdifferenziertes außerschulisches Programm. Bei aller Vielfalt und Anpassung an Notwendigkeiten ist aber auch heute noch festzustellen, dass dahinter die Vorstellung von lebenslanger Bemühung um Inhalte und um die Aneignung von Kenntnissen steckt. Die einstigen Arbeiterbildungsvereine boten Chancen für Menschen, die schon die Schule verlassen hatten und sich weiterbilden wollten. Sie richteten ihr Augenmerk auf Schlüsselqualifikationen, deren Bedeutung sich heute gegenüber früher kaum unterscheidet. Es geht um Schreiben, Lesen und Verstehen Und damit immer um das Wesentliche: zur Emanzipation von Menschen beizutragen und ihre Möglichkeiten zu steigern.
Der SPD sieht in diesem bildungspolitischen Bemühen für Gemeinde, Land und Bund im Traditionszusammenhang von einst und heute einen wichtigen Teil zur Verbesserung des Lebensalltags von Groß und Klein.
Wir wünschen allen schöne Ferien!
Harald Jordan für den SPD Ortsverein